Die Bundeskanzlerin und die Bundesadlerin

Wie oft ärgert mich die Maskulinisierung von Begriffen – z.B. >Rednerliste< und >Teilnehmerliste<. Wenn solche Begriffe dann schön nach männlicher Bedeutsamkeit aussehen, finden viele Männer (und manche Frauen) es sprachlich – und überhaupt – umständlich, Frauen mit zu nennen wie in >RednerInnenliste<, gesprochen >Redner- und Rednerinnenliste< oder >Liste der Rednerinnen und Redner<; sie lassen es lieber beim Ausschluss von Frauen!
Dabei ginge es doch ganz leicht, nämlich ohne Personifizierung, also auch ohne Vermännlichung – ich halte viel von >Redeliste<, >Teilnahmeliste<, da dürfen dann alle teilnehmen und reden. Warum sollte ich Allem meinen persönlichen weiblichen Stempel aufdrücken?
Nun aber habe ich trotz aller meiner ausgefahrenen sprachkritischen Antennen doch sehr gestaunt. Luise F. PUSCH lehrt mich in ihrem neuen Buch (PUSCH, Luise F., 2008: Die Eier des Staatsoberhaupts und andere Glossen, Göttingen): Bei Greifvögeln, also auch bei allen Adlerarten sind die Weibchen mindestens ein Drittel größer, manchmal mehr als doppelt so groß wie die Männchen! Der stärkste Vogel der Welt, der der am höchsten fliegt, der Herrscher der Lüfte ist ein Weibchen – eine Adlerin! Da wird also unser ganzes Staatswesen von einem weiblichen Tier symbolisiert – aber (fast) keiner weiß es, es geht ja auch wirklich nicht! Andererseits sind Sie sicher mit mir einer Meinung: So ein mickriges Männchen kann frau/man(n) doch nicht als Staatssymbol nehmen. Merke: Wenn Frauen die Stärkeren sind, sind sie eben keine Frauen!
Mit Luise F. PUSCH finde ich die Kombination >Bundeskanzlerin< und >Bundesadlerin< sehr interessant!