Menschenrechtsverletzungen

Eine Schülerin über ihren Lehrer: „Für ein Mädchen würde es sich nicht einmal lohnen, sich zu melden, um ihm zu sagen, daß es brennt. Wir würden alle verbrennen, bevor er uns fragen würde, was wir ihm zu sagen haben. Die Jungen brauchen sich gar nicht die Mühe zu machen, sich zu melden. Er redet die ganze Zeit mit ihnen.“
Quelle: SPENDER, Dale, 1985: Frauen kommen nicht vor. Sexismus im Bildungswesen, Frankfurt/Main, S. 115

Als ich diesen Satz irgendwann nach 1985 las, hielt ich ihn für übertrieben, ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, denn ich war auf einer Mädchenschule gewesen. Je länger ich mich mit Schul- und Schulbuchforschung beschäftigte, desto glaubwürdiger erschien mir der Satz. … und nun – mehr als 20 Jahr später – lese ich bei amnesty international:
„In einer Schule in Mekka in Saudi-Arabien kamen am 11. März 2002 bei einem Brand 15 Mädchen ums Leben, zahlreiche weitere wurden verletzt.
Die Religionspolizei hatte die Mädchen an der Flucht aus dem Gebäude gehindert, weil sie keine Kopftücher trugen und keine männlichen Familienangehörigen da waren, die sie hätten in Empfang nehmen können. Darüber hinaus soll die Polizei Rettungskräfte nicht in die Schule gelassen haben, weil es sich um Männer handelte.“
Quelle: AMNESTY INTERNATIONAL, 2004: Hinter verschlossenen Türen leiden Frauen – Im Namen des Volkes – In den Händen der Sieger – Im Kreis der Familie. Schrift zur Kampagne >Hinsehen & Handeln. Gewalt gegen Frauen verhindern<, S. 4

Dabei dachte ich, die Geringschätzung der Mädchen in der englischen Schule wäre eine Menschenrechtsverletzung – und sie ist und bleibt es auch! Die menschenverachtende Handlungsweise der Religionspolizei macht sie nicht besser, das neue Beispiel zeigt nur die Vielfalt und Schärfe der Misogynie.